Die Welt ist kalt geworden. Nächstenliebe ist ein Wort, das nicht mehr aktuell ist, es sei denn, dass sich jeder selbst der Nächste ist. Egoismus hat Hochkonjunktur. In der Zeitung las ich, dass ein 69 Jahre alter Radfahrer stürzte und regungslos auf dem Gehweg liegen blieb, während sein Rad die Straße blockierte. Viele Autofahrer umkurvten einfach das Hindernis, ohne einen Gedanken an tatkräftige Hilfe zu verschwenden. Es dauerte geraume Zeit, ehe ein älterer Autofahrer hielt und versuchte, Erste Hilfe zu leisten. Er wählte den Notruf, doch das Rettungsteam konnte nur noch den Tod des verunglückten alten Mannes feststellen. Er war einsam am Straßenrand gestorben, während um ihn her der Verkehr ungerührt weiterströmte.
In der Bibel finden wir eine ähnliche Begebenheit, aber mit gutem Ausgang. Das Gleichnis von dem barmherzigen Samariter ist vielen Menschen bekannt. Auch dort brauchte ein Mann dringend Hilfe, der beraubt und halb tot geschlagen auf dem Weg lag. Vorübergehende schauten schnell weg und wechselten die Seite, keiner half. Dann kam ein Samariter, der nicht zur Elite gehörte. Doch dieser war als Einziger »innerlich bewegt«, d.h. er hatte tiefes Mitleid. Er kümmerte sich um ihn, brachte ihn in eine Herberge und zahlte die Behandlung.
Dieser Samariter ist ein Bild von Jesus Christus. Immer wieder war er innerlich bewegt, hatte tiefes Mitleid mit einer gefallenen Menschheit, die sich von Gott durch ihre Sünde losgesagt hatte. Er gab wirklich alles, sogar sein eigenes Leben als Sühnung für fremde Schuld, damit Menschen aller Epochen bis heute zu Gott zurückfinden können. Veronika Nietzke