Ich weiß gar nicht, ob Kindern heute noch etwas einfällt zu dem Namen »Buffalo Bill«, denn das Thema »Wilder Westen« ist ziemlich »out«. Zwar tauchen immer wieder einmal Filme auf, die die alten Zeiten noch einmal beschwören, aber irgendwie lassen sich die Leute darüber nicht mehr aus dem Häuschen locken.
Vor gut hundert Jahren war das alles ganz anders, jedes Kind kannte ihn. Viele lasen die Heftchen über ihn und die Indianer, und wer konnte, besuchte in den Städten die gewaltigen Wildwest-Shows, auf die sich Buffalo Bill in seiner zweiten Lebenshälfte verlegt hatte. Mit ihr gastierte er höchst erfolgreich in Deutschland, verdiente viel Geld und erhielt Ehrenbezeigungen von Kaisern und Königen. Er hatte tatsächlich viel erlebt im Wilden Westen. Weniger bekannt wurde, dass Buffalo Bill auch Weltmeister im Erschießen von Büffeln war. Vom Eisenbahnwagen aus brachte er es auf sechzig Stück pro Tag, war also mitbeteiligt daran, dass das Bison um Haaresbreite ausgerottet wurde. Dabei dürfen wir Europäer uns nicht zu sehr moralisch erheben, denn es war die riesige Nachfrage nach Leder in Europa, die das Niedermachen der Büffel antrieb. Andererseits hat Buffalo Bill sich vielfach und erfolgreich für die Indianer und deren Rechte eingesetzt. Er war offensichtlich ein Mann mit großen Gegensätzen, mit Licht und Schatten. Am 10. Januar 1917 starb er in Denver, Colorado.
Christen sind herausgefordert, als »Kinder des Lichts« im Leben unterwegs zu sein und sich nicht – je nach Lage der Dinge – mal so und mal so zu geben. Das geht natürlich nur »im Herrn«, d. h. in Verbindung mit Jesus Christus, dem Ursprung und der Kraftquelle ihres Glaubens. Nach Geld und Beliebtheit fragt man dann nicht, sondern danach, ob das, was man tut, Gott gefällt und nicht dem »Publikum«. Karl-Otto Herhaus