Kennen Sie jemand, der so heißt? Als Name ist »Anna Amalia« zur Zeit etwas unüblich. Die Dame, um die es hier geht, war Großherzogin von Sachsen-Weimar. Heute vor 200 Jahren ist sie verstorben. Die hochberühmte, leider vor zwei Jahren durch einen Brand schwer beschädigte Bibliothek in Weimar trägt ihren Namen. Anna Amalia war die Mutter des Großherzogs Karl August von Sachsen-Weimar, der Johann Wolfgang Goethe nach Weimar holte.
Anna Amalia wurde mit noch nicht 18 Jahren verheiratet. Ihr Mann, der Herzog von Weimar, starb kurz vor der Geburt ihres zweiten Sohnes. Dank kaiserlicher Erlaubnis durfte sie die vormundschaftliche Regierung des Herzogtums übernehmen. Es wurde eine gute Zeit für das Land. Trotz großer Arbeitsbelastung widmete sie sich aber auch immer wieder der heißgeliebten Kunst. Sie komponierte sogar sehr professionell. Auf ihre Anregung hin wurde die heute nach ihr benannte Bibliothek im »grünen Schloss« untergebracht. Sie berief den berühmten Wieland zum Erzieher ihrer Söhne und legte damit den Grundstein für Weimars Aufstieg zum geistigen Zentrum Deutschlands.
Heute würde man sie eine »Powerfrau« nennen. Das war sie auch in gewissem Sinne. Doch es ist nicht die so genannte »power«, was sie kennzeichnete, sondern ihr aus tiefer christlicher Überzeugung erwachsenes Verantwortungsbewusstsein, mit dem sie von Jugend an ihr Leben anpackte. In einer Zeit, in der nicht mehr allzu oft in dem Bewusstsein gehandelt wird, vor Gott verantwortlich zu sein, ist sie ein Beispiel dafür, wie ein Mensch im Vertrauen auf und in der Verantwortung vor Gott sein Leben entwirft und verwirklicht. Karl-Otto Herhaus