War der Beduinenjunge Mohammed edh-Dhib wirklich der Erste, der auf der Suche nach einer verschwundenen Ziege zufällig diese Höhle im Bergmassiv am Toten Meer und diese eigenartig geformten Tonkrüge mit Schriftrollen darin entdeckte? Einige Fachleute bezweifeln das heute, aber wie auch immer, es kam zu dem ersten Fund von vier Schriftrollen in der Höhle »Q1«, der 1948 bekannt gegeben wurde. In weiteren Jahren kam es dann zu einer systematischen Erforschung von insgesamt 11 entdeckten Höhlen sowie ihrer näheren Umgebung (Ruinen von Qumran).
Unverhofft tat sich hier ein Fenster in eine Epoche der Antike auf, das sich mit zunehmendem Fortschritt der Sortierung und Entzifferung der riesigen Menge von Textfragmenten immer mehr öffnete. Eine teilweise auffällige Verwandschaft zu neutestamentlichen Themen und Schlüsselbegriffen zeigte das damals im Judentum verbreitete gemeinsame Gedankengut. Dazu gehören u. a. folgende »Motive«: die Bildung einer Gemeinschaft von Auserwählten, die Erwartung einer messianischen Persönlichkeit, der Gedanke der Reinigung, um für Gott annehmbar zu sein, und natürlich auch Erwartungen in Bezug auf die endgültige Durchsetzung der Herrschaft Gottes, z. B. in einem endzeitlichen Kampf zwischen Licht und Finsternis.
Vergleicht man jedoch das Neue Testament mit den Qumran-Texten, stellt man fest, dass hier in ungleich größerer Klarheit und Ausgewogenheit diese Themen erörtert werden. Vor allem begreift man, wie sich die Erwartung und Hoffnung damaliger Zeit in Jesus Christus wirklich überragend erfüllt haben. Alle Rätsel früherer Offenbarung durch Israels Propheten konnten aufgelöst werden, weil Gott wahrhaftig seinen verheißenen Messias zu unser aller Heil und Leben in diese Welt gesandt hatte.
Joachim Pletsch