Heute, am 9. Aw, nach unserem Kalender der 10. August, werden jüdische Siedler wohl wieder mit Gebeten und Kerzenlicht auf das Herodium gehen, auf einen künstlichen Berg, auf ein Bauwerk also, das Herodes der Große einst aufschütten ließ. Von hier aus haben Juden am 9. Aw im Jahr 70 n.Chr. über eine Distanz von etwa 12,5 km gesehen, wie der von den Römern eroberte Tempel in Jerusalem in Flammen auf- und ihr Heiligtum unterging.
In einer Vorhersage über diesen Zusammenbruch fordert Jeremia bestimmte Einwohner Jerusalems auf, nach Tekoa zu fliehen und dort Alarm zu blasen, denn von Norden her würde Unheil drohend herabblicken: Gott würde die Stadt Jerusalem der Vernichtung preisgeben. Diese Worte konnten sich nicht auf die seinerzeit bevorstehende Eroberung Jerusalems durch die Chaldäer beziehen, denn bevor der chaldäische König Nebukadnezar Jerusalem im Jahre 586 v.Chr. eroberte, waren die befestigten Städte Judas, wozu auch Tekoa gehörte, bereits eingenommen und zerstört. Damals hätte man den Zusammenbruch Jerusalems von Tekoa auch gar nicht beobachten können. Das war nämlich nur durch Besteigen dieses künstlichen Hügels möglich, den es dort aber erst seit etwa 20 v.Chr. gibt. Erst das Herodium bot freie Sicht über alle Hügel hinweg auf das damals etwa 50 m hohe Tempelhaus der Juden. Nur durch den Bau dieser monumentalen herodianischen Zitadelle war eine hundertprozentige Erfüllung dieser Vorhersage Jeremias möglich.
Wieder einmal bewundern wir die Präzision der Bibel und staunen über den lebendigen Gott. Sein Wort ist Wahrheit. Auch wenn es schier unmöglich zu sein scheint - es geht in Erfüllung. Bernd Grunwald