Heute vor 75 Jahren erhielt Thomas Mann (1875-1955) den Nobel-Preis für Literatur, und zwar besonders im Blick auf seinen Roman »Buddenbrooks. Verfall einer Familie« (1901). Was zeichnete dieses Werk des noch jungen Schriftstellers aus, dass er mit ihm den Durchbruch zur Weltliteratur erzielte? Das Buch, in dem er den Niedergang der eigenen Familie literarisch verarbeitete, hatte das pessimistische Lebensgefühl einer geistigen Elite getroffen, die in einer Epoche äußerlicher Selbstzufriedenheit in Wirklichkeit ohne Hoffnung war. Nur der Tod schien Erfüllung zu bringen, wie es auch an den Hauptfiguren des Romans, Thomas und Hanno Buddenbrook, gezeigt wird.
Allerdings ist zu fragen, ob das menschliche Leben wirklich so hoffnungslos zu betrachten ist. Am Schluss des Romans klagt eine der zurückbleibenden Frauen: »Es gibt Stunden … wo man irre wird an der Gerechtigkeit, … an allem. Das Leben, wisst ihr, zerbricht so manches in uns, es lässt so manchen Glauben zuschanden werden.« Hier wird deutlich, dass Gott und Glaube, trotz gelegentlich bezeugter äußerlicher Religiosität, in dem Buch keine Rolle spielen. Und wirklich! Was gewinnt ein Mensch, der seine ganze Hoffnung auf diese Welt setzt und an dieser Hoffnung auch noch scheitert?
Welch andere Möglichkeit zeigt dagegen die Bibel auf! Gott will keine hoffnungslosen Menschen, sondern solche, die im Vertrauen auf seine Liebe zielgerichtet durchs Leben gehen, auch wenn sich nicht alle Blütenträume erfüllen. Das Ziel aber ist ewiges Leben in der Gemeinschaft mit Gott, der Weg dorthin ist Jesus Christus, der uns durch sein Opfer die Vaterliebe Gottes erschlossen hat. Gerhard Jordy