Wenn es um komplizierte Verwandtschaftsverhältnisse geht, bin ich ziemlich begriffsstutzig. Basen, Vettern und Schwippschwäger sind für mich manchmal wie »Bahnhof«. Meine Frau hat da keine Probleme, sie hat alles im Kopf, während ich lieber ein Stück Papier zur Hand nehme, um den Stammbaum aufzumalen.
Solange es sich um solche banalen Dinge handelt, ist keine Gefahr damit verbunden. Unser Tagesvers sagt, dass die Israeliten begriffsstutzig waren in Bezug auf ihren Gott. Schon bald nach ihrer Befreiung zeigten sie, dass sie ihn nicht wirklich kannten, der sie doch aus Ägypten befreit hatte. Dabei hatte Gott viele Plagen über Ägypten verhängt und dadurch seine große Macht bewiesen. Und das einfache Volk der Ägypter hatte begriffen, dass ihre Götter nichts taugten und dass der israelitische Gott mächtig war. Nur die Israeliten selbst begriffen es nicht. Sie verstanden vielleicht kurzzeitig, dass sie aus der Knechtschaft befreit waren, aber bei der ersten Schwierigkeit war es schon wieder vorbei.
Und wie sieht es bei uns aus?
Auch in unserem Leben geschehen oft Dinge, die teilweise verblüffend glücklich ausgehen. Dann wieder passieren Dinge, die wir überhaupt nicht einordnen können, weil wir meinen, wenn Gott uns lieb hätte, dürfte uns so etwas nicht geschehen. Wenn alles glatt läuft, können wir gern an Gottes Führung glauben, weil wir selbst der Ansicht sind, Gott müsse mit uns zufrieden sein. Unsere Begriffsstutzigkeit setzt aber sofort ein, wenn uns der Wind ins Gesicht bläst und wir vor großen Problemen stehen. Sind wir aber einmal ganz ehrlich, dann merken wir, dass wir den Forderungen Gottes bei Weitem nicht entsprechen. Um uns das klar zu machen, spricht er oft sehr ernst mit uns.
Rudolf Kühnlein