Richtig unbehaglich war es dem »hochedlen Felix« geworden, denn, was der Angeklagte Paulus eben gesagt hatte, das ging ihm unter die Haut. Von Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit hatte der Apostel in seiner Verteidigungsrede gesprochen – und von Gottes künftigem Gericht. Das war Markus Antonius Felix, dem römischen Prokurator in Judäa, gar nicht genehm. Denn er übte sein Amt mit Willkür und Grausamkeit aus, und mit der Moral war es auch nicht weit her; Drusilla, seine zweite Frau, gehörte nämlich von Rechts wegen einem andern. Und bestechlich war er auch noch. Nun sah er sich plötzlich in der Rolle des Angeklagten und wünschte, die Sitzung zu beenden. »Für heute geh hin!«, beschied er Paulus. »Wenn ich aber gelegene Zeit habe, werde ich dich rufen lassen« (Apostelgeschichte 24,25). Bald darauf wurde er abgesetzt.
Porcius Festus, sein Nachfolger, nahm den Fall Paulus unverzüglich wieder auf. Als der Angeklagte bei seiner Rede so richtig in Fahrt kam, rief der Römer aus: »Du bist von Sinnen, Paulus! Die große Gelehrsamkeit bringt dich zum Wahnsinn.« Und der judäische König Herodes Agrippa II, der ein ebenso interessierter wie sachkundiger Zuhörer war, rettete sich aus der Situation mit dem Geständnis: »In kurzem überredest du mich, ein Christ zu werden.« Die Anhörung war beendet.
Die beiden Statthalter und der König hatten die einmalige Gelegenheit, den Heilsweg Gottes aus berufenem Munde zu hören. Aber jeder verstand es, sich dem Anspruch des Evangeliums zu entziehen. Ihre Wendigkeit wurde ihr Stolperstein. Wohl dem, der nicht nach Ausflüchten sucht, sondern seine Chance nutzt, um mit Gott ins Reine zu kommen. – »Gelegene Zeit« – das ist jetzt, in diesem Augenblick! Johann Fay