Heute ist diese Krankheit heilbar, wenn sie rechtzeitig behandelt wird. In biblischer Zeit aber konnte ein Aussätziger davon ausgehen, dass er von der Gesellschaft ausgestoßen, elend zugrunde ging. Er galt als unrein und durfte nicht mit den anderen Volksgenossen zusammenleben. Vor allem aber war ihm verwehrt, an den Gottesdiensten teilzunehmen. Kam jemand in seine Nähe, so musste er ein Tuch über den Mund halten und »Unrein! Unrein!« rufen. Er war auf die Mildtätigkeit der Menschen angewiesen, die ihm an einen vereinbarten Ort zu essen brachten.
Viele Ausleger sehen in dem Aussatz ein Bild von der Sünde, die manchmal langsam, aber in jedem Fall sicher den Kranken umbringt. So heißt es auch in der Bibel: »Der Lohn der Sünde ist der Tod.« Keine andere Krankheit wird im Alten Testament ausführlicher behandelt als der Aussatz. Und immer ist von Unreinheit, nicht von Krankheit die Rede. Und die Heilung wird dementsprechend »Reinigung« genannt. Dies Wort findet sich auch in unserem Tagesspruch.
Sünde macht die Menschen unrein in den Augen des reinen und heiligen Gottes. Und weil alle eigenen Anstrengungen der Reinigung fehlschlagen, muss man sich an Gott wenden, an den Gott, der Sünde nicht ansehen mag. Das bedeutet eine schreckliche Demütigung für die stolzen Menschen. Doch nur so kann jemand rein werden.
Gott will uns aber reinigen. Darum hat er auch für das Heilmittel gesorgt. Er ließ den einzig Reinen, der je über diese Erde ging, für die Unreinen als Schuldopfer sterben. Wer das anerkennt und daran glaubt, wird von Gott für rein erklärt und darf in seine Nähe kommen.
Hermann Grabe