… das füg auch keinem andern zu!«, heißt ein altes Sprichwort, und man könnte fast meinen, dass es aus der Bibel stammt, weil es dem Tagesvers so ähnlich ist. Aber es gibt einen – wie ich meine – entscheidenden Unterschied. In dem Sprichwort geht es darum, dass wir negative Handlungen anderen gegenüber vermeiden sollen, damit diese uns auch nichts Böses tun. Wir schützen uns also indirekt selbst, wenn wir andere Menschen einfach in Ruhe lassen. Der Bibelvers dagegen spricht davon, dass wir anderen aktiv Gutes tun sollen, wenn wir selbst gut behandelt werden möchten. Wünschen wir uns Anerkennung für unsere Arbeit, sollen wir also zunächst die Arbeit anderer anerkennen. Wünschen wir uns ein Lächeln oder ein freundliches Wort, wenn es uns schlecht geht? Dann sollten wir mit offenen Augen durch den Tag gehen, um zu erkennen, wo unsere Mitmenschen Ermutigung brauchen. Sie lieben Geschenke und freuen sich über kleine Aufmerksamkeiten? Dann überlegen Sie einmal, wem Sie auf diese Art eine Freude bereiten können.
Ich meine, dass der Tagesvers eine viel größere Herausforderung darstellt als das alte Sprichwort. Menschen in Ruhe zu lassen, damit ich selbst meine Ruhe habe, ist nicht so schwer, aber jemandem aktiv etwas Gutes zu tun, damit ich selbst Gutes empfange, ist oft nicht so einfach. Aber ist es nicht viel schöner, anderen Menschen etwas richtig Gutes zu tun, als nur allen aus dem Weg zu gehen, damit mich niemand ärgert? Und wir dürfen nicht vergessen, dass Gott hinter allem steht, was er in seinem Wort sagt, und dass er selbst uns die Freude und die Kraft dafür geben will, Gutes zu tun.
Anne Paschke