Wenn wir von Menschenopfern etwas hören, denken wir in der Regel an längst vergangene Zeiten. Doch in der modernen Geschichte Europas gibt es Millionen davon. Seitdem die Geschichte des Kommunismus genauer aufgearbeitet wird, ist offenbar geworden, dass Millionen von Menschen dem Götzen »Kommunismus« geopfert wurden. Auch innerhalb der KPdSU lieferte man sich gegenseitig ans Messer, beerbte, verhörte, verhaftete, folterte und vergiftete sich gegenseitig.
Wie ist so etwas zu erklären, dass Menschen so hemmungs- und bedenkenlos einander vernichteten? Ein Buchautor, der die Beweggründe dazu analysierte, nennt die »Verführungskraft der totalitären Gewalt« als Ursache. Wie ein Dämon zog der stalinistische Gestaltungswille die Menschen in ihren Bann und machte sie bereit, um des großen Ganzen willen alles zu opfern, den Freund, die Ehefrau, den Sohn, den Vater und auch jede Brutalität zu begehen, die – angeblich – notwendig war. So türmten sich die Leichenberge aufeinander. Dann, auf einmal, erwies sich das »Endziel«, die kommunistische Gesellschaft, als ein Trugbild. Nur die gewaltige Blutspur der Menschenopfer zeugt davon, dass das Geschehen kein böser Traum gewesen ist. Gott dagegen will nicht, dass Menschen umkommen oder dem Schicksal eines ewigen Todes ausgeliefert werden. Er nimmt zutiefst Anteil an uns verlorenen Menschen, obwohl wir uns nicht für ihn interessiert und auch nicht seinen Zwecken gedient haben. Warum? Aus Liebe. Weil er uns liebt, hat er eine Möglichkeit gesucht, um uns aus den Strudel der gegenseitigen Vernichtung herauszureißen. Dafür hat er sogar in Kauf genommen, dass sein eigener geliebter Sohn, Jesus Christus, sein Leben opferte. Karl-Otto Herhaus