»Du heißt also Anna-Lisa?« – »Nein, ich heiße Lisa.« – »Hier steht aber, dass du Anna-Lisa heißt!« – »Ich heiße Lisa.« – »Willst du mich jetzt schon belügen, bevor wir überhaupt angefangen haben?« – Vor mit sitzt die 13-jährige Anna-Lisa (Name geändert). Neben ihr der Vater und die Betreuerin aus dem Jugendheim, in dem Anna-Lisa wohnt. Ich bin Polizeibeamter und muss Lisa zu einem Vorfall anhören. Sie war betrunken aufgegriffen worden, hatte zwei Polizeibeamte aufs Übelste beschimpft, die Beamten und die Angestellte des Jugendheimes geschlagen und getreten und versucht, Gegenstände im Polizeifahrzeug zu beschädigen. Zum Glück wurde niemand ernstlich verletzt. Die Beamten schilderten den Einsatz mit Anna-Lisa als eine regelrechte Tortur. Auf meine Fragen reagierte Anna-Lisa sehr abweisend. Sie log mehrfach. Sie fühlte sich ungerecht behandelt. Sie wollte nicht zurück ins Jugendheim. Sie wollte ihr Leben selbst gestalten. Alles gute Zureden meinerseits half überhaupt nicht. Anna-Lisa wurde immer aggressiver und beschimpfte ihren Vater. Sie zeigte keinerlei Respekt gegenüber meiner Person, obwohl ich noch deutlich älter als ihr Vater war.
Ich dachte mir so im ersten Augenblick, dass es wohl leichter sei, einem toten Frosch das Springen beizubringen, als diesem Mädchen auf den rechten Weg zu helfen. Mein Tun und Reden mit ihr kam mir völlig sinnlos vor. Als ich vom Dienst nach Hause fuhr, machte ich mir so meine Gedanken. Gott liebt gerade solche Menschen wie Anna-Lisa. Jesus ist für die Schwachen und Kranken gekommen und Anna-Lisa gehörte zweifellos dazu. Es wäre sicher gut, sich nicht weiter über dieses 13-jährige Mädchen zu ärgern, sondern für sie zu beten. Gerade Anna-Lisa braucht Jesus.
Axel Schneider