Als die »Costa Concordia« am 13. Januar 2012 Schiffbruch erlitt, brach das Chaos auf dem Schiff aus. Menschen sprangen ins Wasser, das Licht fiel aus, Geschirr fiel runter. Die Besatzung versuchte, die Passagiere zu beruhigen, und durch Lautsprecher wurde durchgegeben, dass es sich nur um einen Stromausfall handle. Die Evakuierung von über 4000 Passagieren zog sich über mehrere Stunden hin.
Eine große Schuld soll der Kapitän getragen haben, der das sinkende Schiff schon frühzeitig verließ. Ihm wurde vorgeworfen, dass er das Problem zunächst bagatellisierte und dann vom Schiff floh, ohne die Evakuierung der Passagiere zu koordinieren. Selbst auf Funksprüche von der Küstenwache, er möge doch wieder zurück an Bord kommen, soll er nicht reagiert haben.
Wie würden wir uns in solchen Grenzsituationen verhalten? Würden wir alles dransetzen, unsere eigene Haut zu retten, oder hätten wir noch ein Auge für die anderen? Die Frage ist schwer zu beantworten, weil es bei uns selten um Leben und Tod geht. Aber wie sieht es im Alltag aus? Wenn ich in »kleine« Notsituationen komme, ertappe ich mich oft darin, mich nur um mich und mein Problem zu drehen. Bin ich krank, denke ich nur an meine Gesundheit. Naht sich die Klausurenphase, fallen die Freunde unter den Tisch. Wird das Geld knapp, kämpfen wir oft nur ums eigene Überleben. Hauptsache, ich komme gut aus der Situation heraus.
Jesus hingegen hatte stets andere Menschen im Blick. Selbst in Leid, Stress und Anfechtungen hatte er ein offenes und mitfühlendes Herz für andere. Seine Selbstlosigkeit gipfelte am Kreuz, wo er im Todeskampf noch für seine Feinde bat: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.« Sebastian Lüling