Unter den amerikanischen Präsidenten gibt es wohl keinen bekannteren und beliebteren als den gestern vor 200 Jahren geborenen Abraham Lincoln. Möglicherweise war seine Präsidentschaft die schwerste von allen. Das Land war in der Sklavenfrage zerrissen. Die Südstaaten erhoben sich im Bruderkrieg (1861-1865) gegen die Nordstaaten. Inmitten der Wirren des Bürgerkrieges weihte Lincoln im November 1863 in Gettysburg, Pennsylvania, einen Friedhof ein, auf dem Gefallene ihre letzte Ruhestätte fanden. Die nur 272 Worte zählende und zwei Minuten währende Ansprache gehört zu einer der herausragendsten Reden der Neuzeit.
Weniger bekannt ist, was im Herzen Lincolns in Gettysburg geschah. Am gleichen Tag, als er seine Rede hielt, übergab Lincoln sein Leben Jesus Christus. Als er in einem Interview einige Monate später nach seiner Beziehung zu Jesus gefragt wurde, antwortete er: »Als ich meine Heimat verließ, um die Präsidentschaft anzutreten, war ich kein Christ. Als mein Sohn starb, war ich kein Christ. Aber als ich nach Gettysburg ging und auf die Gräber unserer Kriegstoten sah, übergab ich mich da und dort Christus. Ja, ich liebe Jesus.« Lincoln bekannte freimütig, nun auch den inneren Frieden gefunden zu haben, der ihm sein ganzes Leben gefehlt hatte. Seine Veränderung war für jeden sichtbar. Am Ostermontag 1865 wollte Lincoln in seiner Kirchengemeinde ein öffentliches Bekenntnis seines Glaubens ablegen. Gründonnerstag erhielt er die Nachricht vom Ende des Krieges. Am Abend traf ihn die Attentatskugel des Südstaatlers John Wilkes Booth. Am nächsten Tag - dem Karfreitag - starb Lincoln. Von Gettysburg über Golgatha in den Himmel. Martin von der Mühlen