Im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Uli Hoeneß sprach man nach der Urteilsverkündung in den Medien vom »Hoeneß-Effekt«: Allein in Rheinland-Pfalz meldeten sich im direkten Anschluss an das Verfahren 158 Steuersünder bei den Finanzämtern. Und im Jahr 2014 stiegen die Selbstbezichtigungen bis zum 25. März deutschlandweit auf die beachtliche Zahl von 1250 Personen, die ihr unversteuertes Kapitalvermögen im Ausland offenlegten – mehr als halb so viel wie im gesamten Jahr 2013 (focus-online). Offenbar wurde durch den Fall Hoeneß dem Steuergesetz wieder neu Geltung verschafft. Die Erfahrung, dass auch eine prominente Persönlichkeit mit Einfluss einer Verurteilung nicht entgeht, wenn sie gegen Recht und Gesetz gehandelt hat, hatte auch andere dazu gebracht, ihre Schuld offenzulegen und ihr Vergehen in Ordnung zu bringen.
Persönlich habe ich Erleichterung und Dankbarkeit verspürt, dass es mit unserem Rechtssystem doch nicht so schlecht bestellt ist, wie man manchmal glaubt, wenn so mancher Fall zeigt, wie schwer es oft ist, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.
In unserem Tagesvers klingt dieser Aspekt ebenfalls an. Da hat der König (!) David Gott gegenüber seine Sünde eingestanden und bemerkt dazu, dass es auch darum geht, dass Gott im Recht ist, wenn er unser falsches Handeln als Sünde und Vergehen brandmarkt und Gericht über uns übt. Im Grunde spüren wir alle, dass unsere Welt besser funktioniert, wenn wir uns an die Gesetze halten. Und in Bezug auf Gott ist es noch viel wichtiger, dass wir uns an seine Gebote halten, denn sein Recht wird er auf jeden Fall durchsetzen – früher oder später. Deshalb sollte man seine Angelegenheiten rechtzeitig vor ihm regeln.
Joachim Pletsch