Im 20. Jahrhundert, in dem Wert und Ansehen von Ehe und Familie im Bewusstsein der europäisch-amerikanischen Welt deutlich abnahm, besann man sich – wohl als Gegenbewegung – auf die Bedeutung der Mutter für die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit. Die Mutter wurde als das Element gesehen, das am reinsten und uneigennützigsten die Liebe im gesellschaftlichen Leben verkörpert, denn was es für einen Menschen bedeutet, schon in seiner Kindheit keine Liebe erfahren zu haben, war in der modernen Welt mehr und mehr sichtbar geworden. Die amerikanische Predigerstochter Ann Jarvis propagierte als Erste einen besonderen, der Mutter gewidmeten Tag, der dann auch 1907 in zwei US-amerikanischen Städten gefeiert wurde. Ab 1915 wurde der zweite Sonntag im Mai auf Beschluss des amerikanischen Kongresses zum Staatsfeiertag zur Erinnerung an die Verdienste der Mütter erklärt, und in Deutschland wurde der Muttertag 1923, heute vor 80 Jahren, zum ersten Mal eingeführt.
Seither ist dieser Tag in Deutschland und vielen anderen Ländern ein fester Bestandteil des Festkalenders geworden. Wohl mit Recht, denn was im Regelfall die Mutter leistet, kann nicht überschätzt werden, nicht nur für den biologischen Erhalt der Menschheit, sondern auch durch ihre selbstlose Liebe für die seelische Gesundheit des Einzelnen. Nicht umsonst lässt sich Gott herab, seine liebende Fürsorge für den Menschen mit der Mutterliebe zu vergleichen, obgleich seine Liebe ungleich größer ist, was er uns in der Hingabe seines Sohnes Jesus Christus bewiesen hat, um uns, die Gottfernen, für die Ewigkeit zu retten. Gerhard Jordy