Nach einer durchzechten Nacht schwankten Humphrey Bogart, Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Frank Sinatra auf ihrem Rückweg vom Tresen in die Arme von Bogarts Ehefrau Lauren Bacall. Angewidert warf Bacall dem torkelnden Quartett die wenig schmeichelhafte Begrüßung »rat pack« (Rattenpack) entgegen und prägte damit ungewollt den Begriff, der fortan zum Synonym für die Freundschaft der Männer um Frank Sinatra werden sollte. Jahre später schrieb eine Journalistin: »Das ‘rat pack’ zeigte den Leuten, wie man sich richtig und anständig amüsiert: Manieren behalten, Freunde bleiben, egal was kommt, und dabei möglichst viel trinken.« In Maßanzügen gekleidet und mit einer lässig im Mundwinkel hängenden Zigarre wurde das Leben auf und neben der Bühne, vom Weißen Haus bis in die Unterwelt, in den schillernsten Farben zelebriert. Das »rat pack« hatte sich eine eigene Sprache zugelegt, die die Wirklichkeit ihres Lebensstils zu verschleiern suchte. Das Wort »Tod« etwa wurde durch die Bezeichnung »big casino« ersetzt. Ins »Big Casino« wurde Frank Sinatra am 14. Mai 1998 abgeholt und damit fiel für ihn der letzte Vorhang.
Es steht zu befürchten, dass Sinatras nächster Auftritt vor dem Richterstuhl Gottes stattfinden wird, an jenem zukünftigen Tag, an dem jeder Mensch vor seinem Schöpfer Rechenschaft geben muss. Dort werden ihm weder seine zahlreichen Freundschaften und Beziehungen, noch seine großen Spenden und Hilfsleistungen für weniger Begünstigte helfen. Auch die Kunst des Schauspielens oder Herausredens wird Gott nicht beeindrucken. Dort steht für alle nur die eine Frage zur Debatte, ob Gottes Angebot der Sündenvergebung in Christus glaubend angenommen wurde. Martin von der Mühlen