Meine Frau steht in der Küche, unsere Tochter spielt im Wohnzimmer nebenan. In der Nähe der Mutter fühlt sie sich wohl. Immer wieder kommt ein fragendes »Mmmh«? Kommt die Antwort meiner Frau nicht sofort, steht die Kleine von ihrem Spiel auf und schaut, wo die Mama ist. Wortlos verständigt man sich; das Kind fühlt sich bei unterschiedlichem Tun durch die Nähe der Mutter geborgen.
Diese Verständigung über Laute, Satzmelodien, die Stimmungen im Miteinander sind die »nichtstoffliche Ernährung« der Kleinkinder. Alles im Umfeld der Kleinen erreicht ihre Sinne und formt sie, ihre Intelligenz, ihr Temperament. Wie beglückend ist das grenzenlose Vertrauen, das sie in die Mutter hat. Sie weiß nicht, was nützt oder schadet, doch ist sie völlig überzeugt, dass von Mama nur Gutes kommt.
Hausmütter oder -väter spielen statistisch nicht länger mit ihren Kindern als berufstätige Eltern. Das mag richtig sein. Doch sind Hausmütter eben trotzdem ständig da und wenn es nur für ein beruhigendes »Mmmh« ist, das dem Kleinkind Geborgenheit schenkt.
Genießen wir diese Momente des immer vertrauter werdenden Miteinanders, des Verstehens ohne Worte, das weit in unser gemeinsames Leben hineinreicht? Oder empfinden wir nur die verpasste Chance im Beruf, die wenig ausfüllende Hausarbeit, die begrenzten Geldmittel?
Die Chance liegt im lebenslangen Reichtum von Beziehungen, gewachsen im jahrelangen vertrauensvollen Miteinander, das den Kindern eine glückliche Kindheit und den Eltern ein beruhigendes Altern gibt.
Vielen Dank heute an jede Mutter, die das begriffen hat und es auszuleben bereit ist.
Gerhard Kimmich