Sollten Minister sich an die Gesetzte halten, die sie selber ausarbeiten und deren Einhaltung zu überwachen ihre Aufgabe ist? In Frankreich beobachteten Mitarbeiter des Motormagazins »Motor plus« eineinhalb Monate lang das Verkehrsverhalten der Regierung. Transportminister Gayssot, der kurz zuvor mit moralisch erhobenem Zeigefinger die Verkehrssicherheit zur nationalen Aufgabe erklärt hatte, ließ seinen Chauffeur reihenweise rote und gelbe Ampeln überfahren, Busspuren benutzen und immer schön kräftig aufs Gaspedal treten. Premier Jospin hatte öffentlich von seinen Ministern eine vorbildliche Haltung im Straßenverkehr verlangt. Er selbst sowie acht seiner Minister wären allerdings ihren Führerschein längst los, würde man ihnen die Verkehrssünden des Chauffeurs zur Last legen. Den Rekord von allen hält ausgerechnet Justizministerin Lebranchu. Madame hatte es so eilig, dass an einem einzigen Tag ihr Dienstwagen drei rote Ampeln überfuhr, einmal unerlaubt abbog und eine Einbahnstraße in Gegenrichtung benutzte. »Ein Ministeramt kann eben zu besonders dringlichen Situationen führen«, rechtfertigte der Transportminister die ministeriellen Verkehrsrowdys.
Es ist wohltuend zu sehen, wie Worte und Taten bei dem höchsten Herrscher Jesus Christus in Einklang stehen. Er predigte nicht nur: »Liebet eure Feinde!« Er betete auch für die, die ihn kreuzigten. Als er seine Gegner fragte: »Wer von euch überführt mich einer Sünde?«, konnten sie ihm nichts antworten. Nicht einmal seine ihm ganz und gar nicht gewogenen Richter Herodes und Pilatus fanden eine Schuld an ihm.
Gerrit Alberts