»Wer kann sie erraten?« So geht das bekannte Volkslied weiter. Und in einer Operette ist es so formuliert: »Immer nur lächeln … doch wie’s da drin aussieht, geht niemand was an.« Was ist in unserem Herzen? Liebe und Zuneigung? Bedrückung, Verbitterung? Oder vielleicht sogar Hass? Nur gut, mag mancher denken, dass keiner hineinschauen kann in meine Herzenstiefe. Ich kann meinen Arbeitskollegen freundlich anlächeln und ihn doch auf den Mond wünschen. Die Gedanken sind frei!
Einer kennt meine Gedanken: Jesus, der Sohn Gottes. Die Schriftgelehrten wurden von ihm durchschaut, als Jesus den Gelähmten geheilt hat, und sie eifersüchtig waren und ihn der Gotteslästerung bezichtigten. Sie hatten ihre Beurteilung und Verurteilung nicht ausgesprochen. Doch die bösen Gedanken sah er. Was sieht er bei mir? Dass Jesus meine Worte hört, ja, dass er sogar meine Gedanken kennt, kann mich erschrecken.
Das geht mir manchmal so, wenn ich mich bei Gedanken und Wünschen entdecke, die in den Augen Gottes nicht gut, einfach Sünde sind. Vor ihm kann ich nichts verbergen. Ganz konkret hat es Jesus einmal so ausgedrückt: »Jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen« (Matthäus 5,28).
Andererseits bin ich nicht verlassen, wenn innere oder äußere Not mich quält und ich vielleicht keinen Ausweg aus meiner Lage erkenne. Jesus nimmt Kenntnis von mir, ich kann mich im Gebet ihm anvertrauen, ich kann die Sorge abgeben. Das ist ein großes Geschenk für jeden, der in Jesus den Retter seines Lebens gefunden hat. David hat gebetet: »Prüfe mich und erkenne meine Gedanken« (Psalm 139,23) Eberhard Liebald