Der Tagesvers ist eine konkrete Aufforderung Gottes an uns. Wenn wir wissen wollen, was Gott will, haben wir hier eine Antwort. Wer atmen kann, soll Gott loben. Dieser Wunsch Gottes gilt für das ganze Leben. So fragt Jesus die Gelehrten im Tempel: Habt ihr nie gelesen: »Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet«?
Da lese ich die Geschichte von einer sterbenden Frau. Sie hat ein erfülltes Leben mit Gott hinter sich. Ein Prediger sitzt an ihrem Bett und will sie trösten: »Welchen Abschnitt aus der Bibel soll ich Ihnen vorlesen?« Ihre Antwort: »Wählen Sie einen aus, aber es soll einer sein, der Gott lobt.« - Mit diesem Wunsch weist die sterbende Frau auf den Schlussakkord der Psalmbücher hin: »Alles, was Odem hat, lobe den Herrn.« Die letzten Atemzüge will sie verwenden, um Gott zu loben.
Zwischen unserer Geburt und unserem Tod kann viel Zeit liegen - Zeit, um Gott zu loben, um ihm die Ehre zu bringen für das, was er ist und was er tut. Wenn wir ihn loben, öffnen sich neue Perspektiven. Loben zieht nach oben. Loben statt klagen - wenn dieser Slogan Programm wird in unserem Leben, wird sich unsere Einstellung ändern. So kann es gelingen, die Alltagsprobleme durch eine andere Brille zu sehen. Gottes Sicht der Dinge ist eben eine andere. Gott loben macht froh. Martin Luther drückt das so aus: Wenn ich einen Psalm lese, brennt mein Herz, »dass ich einen anderen Sinn und Mut gewinne.«
Für die Frau auf dem Sterbebett änderte sich nicht die Situation, aber ihre Gedanken wurden vom Tod zum Leben gelenkt. Gott loben ändert nicht die Umstände, sondern das Herz. Hartmut Jaeger