Der 14. Juli ist Frankreichs Nationalfeiertag. Fast jeder von uns wird schon einmal im Fernsehen die große Parade gesehen haben, mit der auf dem Champs-Élysées dieser Tag begangen wird. Aber was war da eigentlich los, heute vor 225 Jahren bei der Erstürmung der Bastille?
An der Place de Bastille stand bis 1789 ein Gefängnis, das »Bastille« genannt wurde. Es hatte als Gefängnis längst ausgedient. Im Juli 1789 saßen hier noch vier Urkundenfälscher, zwei Geisteskranke und der Marquis de Sade in Haft. In Paris tagte zu der Zeit die Nationalversammlung, um Frankreich eine Verfassung zu geben. Ganz Paris verfolgte die Ereignisse mit größter Spannung. Als erzählt wurde, dass der König Truppen zusammenziehe, ging das Volk auf die Straße, um die Revolution zu verteidigen. Irgendjemand machte den Vorschlag, die Bastille zu stürmen.
Dort kam es dann zu Unruhen, in deren Verlauf das Gefängnis gestürmt wurde. Ein großer Sieg? Das ist die Frage. Die Revolutionäre waren jetzt auf der Siegerstraße, aber was gewannen sie? Eine Blutspur zog sich bald durch Frankreich und Europa. Es gab 20 Jahre Krieg mit Millionen von Toten. Die Menschen mussten die Erfahrung machen, dass nicht sie die Dinge regierten, sondern sie selbst diejenigen waren, die die Macht des »Fürsten dieser Welt« (Satan) zu spüren bekamen.
Es war nicht ohne Symbolkraft, dass die Menge auf dem Weg zurück in die Stadt die Köpfe von drei Enthaupteten auf Mistgabeln aufgespießt mit sich trug. Viele Revolutionäre wurden später selber hingerichtet. Im Angesicht der Guillotine mussten auch sie erkennen, dass sie »keine Macht über den Wind« hatten, wie es der Prediger sagt. Karl-Otto Herhaus