Judas war einer der zwölf Nachfolger Christi, die ihm am nächsten standen. Und er wurde genauso wie Petrus und Johannes ausgesandt, um zu predigen und Wunder zu tun. Außerdem verwaltete er die gemeinsame Kasse. So weit so gut; aber unser Bibelwort sagt, dass er sich unrechtmäßig daraus bedient hatte. Und zum Schluss verriet er sogar seinen Herrn und Meister - wieder um Geld zu bekommen. Das Geld war zu seinem Gott geworden, dem er alles zu opfern bereit war.
Jetzt können wir fragen, warum der allwissende Christus einen solchen falschen Menschen in seiner Nähe duldete. Denn gewusst hatte er davon. Einmal hat er dem Judas seinen Verrat auf den Kopf zugesagt, als dieser noch meinte, diese Gemeinheit sei ein Geheimnis.
Schlimm wäre es, wenn wir von nun an unsere Mitmenschen - auch die in der Gemeinde - beobachten wollten, ob die auch »echt« sind. Das würde Vorurteile und Verdächtigungen bringen. Es gibt aber einen, den wir genauer betrachten müssten, ob er aufrichtig in seinem Bekenntnis und in seiner Lebensführung ist. Und das ist man selbst.
Sicher werden wir da manche Unehrlichkeit und Unaufrichtigkeit entdecken, vielleicht sogar böse Betrügereien. Dann sollte uns genauso wie bei dem Judas klar sein, dass Jesus Christus alles weiß. Dass er uns noch nicht hat auffliegen lassen, sodass die Steuerfahnder hinter unseren gezinkten Steuerbescheid gekommen sind - das verdanken wir der gleichen Langmut Gottes, wie Judas sie drei Jahre lang erlebt hat.
Aber bei Judas gab es eine Grenze der göttlichen Langmut, und die gibt es bestimmt auch bei uns; denn wenn wir sterben, nehmen wir unvergebene Schuld mit in die Ewigkeit. Das muss aber nicht sein. Wolfgang Arenz