Christina von Leidenhofen, 1884. So steht es eingraviert auf der alten, sorgfältig gearbeiteten Holztruhe, die seit Kurzem das Wohnzimmer meiner Eltern verschönert. Christina von Leidenhofen, das war der Name der ersten Besitzerin der Truhe. Sie heiratete im Jahr 1884 und brachte die wertvolle Truhe samt Aussteuer mit in die Ehe. Wochenlang hatte sie in mühsamer Handarbeit ihre Aussteuer genäht und sorgsam in der Truhe gestapelt: Unterwäsche, Strümpfe, Röcke, Halstücher, Schürzen, Bettwäsche, Alltags- und Festtagskleider. Außerdem eine Witwentracht, falls sie ihren Mann überleben sollte. Die Kleidung war so hochwertig, dass sie tatsächlich ein Leben lang hielt. Für uns, die wir uns ständig neue und modische Klamotten kaufen, eine ungewohnte Vorstellung.
Die junge Frau konnte nicht wissen, ob und wie lange sie die die einzelnen Kleidungsstücke benötigen würde, wie viel Freude und Leid ihr begegnen würde, ob sie die Trauerkleidung je anziehen müsste und zu wie vielen frohen Anlässen sie die Festtagstracht tragen könnte. Nur ein Kleidungsstück würde sie ganz bestimmt einmal anziehen, nämlich das Totenhemd, das ganz unten in der Truhe lag.
Genau wie unsere Vorfahren wissen wir mit Sicherheit, dass wir sterben werden, aber doch versucht unsere moderne Gesellschaft, den Gedanken daran zu verdrängen. Doch wer Jesus Christus kennt, der braucht dieses Thema nicht ängstlich auszuklammern, denn für ihn hat der Tod seinen schlimmsten Stachel verloren (1. Korinther 15,55). Er weiß, dass er nach dem Sterben im Vaterhaus, im Himmel sein darf, wo es kein Leid, keine Tränen und keine Schmerzen mehr gibt. Ich hoffe, dass auch Christina von Leidenhofen diese Gewissheit hatte.
Elisabeth Weise