Alexander der Große war bei seinen Feldzügen überaus erfolgreich. Der Mazedonier eroberte gleichsam im Sturmlauf Land um Land, unterwarf sich Völkerschaften und war bald der unumschränkte Beherrscher des Orients.
Wenn er mit seinem Heerhaufen vor einer befestigten Stadt lagerte, um sie zu erobern, wandte er eine merkwürdige Methode an. Er stellte eine große, weithin sichtbare Laterne auf, die Tag und Nacht leuchtete. Den Belagerten ließ er sagen, so lange die Laterne noch brenne, hätten sie Zeit, sich zu besinnen; wäre sie aber zerschlagen und ausgelöscht, sei ihr Schicksal besiegelt. Und das war kein Bluff. Wenn die Laterne am Boden lag, war Alexander unerbittlich; seine Krieger erstürmten auf sein Geheiß die Mauern, machten alles nieder, was sich regte, zerstörten und brandschatzten. Mit der Lampe war für die Eingeschlossenen der letzte Hoffnungsfunke erloschen.
Mancher Stadtbewohner wird angstvoll zur Laterne geschaut haben: Wie lange noch? Ähnliche Gefühle beschleichen auch heute viele: Wie lange noch kann es so weitergehen? Wann kommt der große Knall? Denn man spürt, dass sich »etwas anbahnt«; Gewitterschwüle hängt sozusagen in der Luft. Aber Gott gewährt diesem Weltsystem noch einen Aufschub. Und auch jedem Einzelnen ist eine persönliche Gnadenfrist gesetzt. Doch es kommt die Stunde, wo der HERR zum letzten Mal bei uns anklopft und seine Versöhnung anbietet. Danach lässt er, wie damals Alexander, nicht mehr mit sich handeln, dann ist Verderben beschlossen. Wer sich aber rechtzeitig ergibt, wird begnadigt und überdies reich beschenkt. Johann Fay