Als der Erste Weltkrieg verloren war, bekam der deutsch-jüdische Chemiker Fritz Haber (1868-1934) den Nobelpreis für die Entwicklung des »Haber-Bosch-Verfahrens« zur Herstellung von Ammoniak. Es ist der Ausgangsstoff für die Herstellung von Sprengstoffen und Düngemitteln. Mit dem neuen Verfahren konnte man Ammoniak kostengünstig in großen Mengen industriell herstellen. Den Auftraggebern ging es in erster Linie um die Sprengstoffproduktion zu Kriegszwecken.
Als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie in Berlin entwickelt Haber im Ersten Weltkrieg Kampfgase. Dies führte zum Chlorgasangriff im zweiten Kampf von Ypern (Ypernschlacht). Er erfand auch eine leider zu kostspielige Methode, Gold aus dem Ozeanwasser zu gewinnen. (Damit sollten die Kriegsreparationen bezahlt werden.) Mit der Machtergreifung Hitlers begann die Verfolgung jüdischer Wissenschaftler in Deutschland. Alle Verdienste um sein Vaterland, die sogar mit dem Nobelpreis geehrt worden waren, nützten ihm nichts. Er musste nach Großbritannien emigrieren. Ein Jahr später verstarb er auf dem Weg von dort in die Schweiz.
Prof. Haber musste schon zu Lebzeiten erfahren, wie wenig Bestand Ehre und Ansehen haben. Und mit dem Tode hat alles seinen Wert verloren, auch bei uns. So, wie wir auf die Welt gekommen sind, nackt und arm, gehen wir auch in die Ewigkeit zurück. Dann zählt nur, was Gott von uns hält, ob wir hier in diesem Leben sein freundliches Gnadenangebot angenommen haben oder nicht. Er wird die an ihn Glaubenden so bekleiden, dass sie für seine großartige Gegenwart passen, die anderen aber in die Finsternis ewiger Gottesferne stoßen.
Uwe Harald Böhm