Im Zweiten Weltkrieg wurde die Verbindung zwischen zwei Militäreinheiten noch oft durch »Kradmelder« hergestellt. Die mussten mit dem Motorrad das von Granaten zerwühlte Gelände bis zur nächsten Befehlsstelle überwinden. Einmal sollte wieder eine Meldung überbracht werden; aber die Luft war äußerst »bleihaltig«, wie man sagte, wenn viel geschossen wurde. Der junge Melder machte ein ängstliches Gesicht. Da schnallte sich unser späterer Hochschuldirektor den Stahlhelm fest, nahm die Tasche mit der Meldung und fuhr mit dem Motorrad los, obwohl er als Oberstleutnant, also als höherer Offizier, keinesfalls dazu verpflichtet war. So weit die Geschichte, die ein anderer ehemaliger Offizier uns erzählte.
Ich lernte diesen tapferen Menschen später als Direktor und als gläubigen Christen kennen, dem sein Gottvertrauen erlaubte, dem jungen Kradmelder den gefährlichen Job abzunehmen. Das tat er nicht, weil er damit rechnen konnte, dass ihm in diesem schrecklichsten aller Kriege wegen seines Glaubens nichts passieren konnte. Er tat es aber, weil er sich tot oder lebendig in Gottes Händen wusste; vielleicht auch in der Hoffnung, der junge Soldat werde daraus lernen, ebenfalls sein Vertrauen auf Gott zu setzen.
Versetzen Sie sich einmal in die Lage des jungen Kradmelders. Der durfte nun im sicheren Bunker sitzen bleiben, während sein Vorgesetzter die Meldung durch den Kugelhagel zum Generalstab brachte. Müsste er ihm nicht ewig dankbar bleiben? So geht es gläubigen Christen. Christus selbst hat sich für sie in das Gericht des gerechten Gottes über unsere Sünden begeben, damit sie frei ausgehen können. Und ohne diesen Stellvertreter wären wir alle verlorene Leute.
Hermann Grabe