Jetzt schämt er sich zu Tode und ärgert sich schrecklich. Warum hat er den Unsinn von den Negern bloß gesagt, die alle faul und dumm seien?! »Ich bin doch gar nicht so, ich lasse doch andere Leute viel mehr gelten als mancher andere, der nur so klug ist, den Mund zu halten!«, so denkt und grübelt er und kann nicht einschlafen. »Nun halten mich alle für einen Rechtsradikalen oder Schlimmeres«, drehen sich die Gedanken weiter in seinem Kopf. »Hätte ich doch bloß eine Sekunde nachgedacht!« Aber so ist es. Tief in uns stecken Dinge, die wir bei uns gar nicht vermuteten, weil wir gewöhnlich wissen, was man sagt und tut. Aber dann, wenn wir aufgeregt sind, brechen sie aus dem Keller der Seele hervor.
C. S. Lewis sagte einmal, Ratten im Keller bekomme man nur zu sehen, wenn man die Tür plötzlich aufreißt. Wenn man gewöhnlich keine sieht, beweist dies nicht, dass keine vorhanden sind. Sie hatten nur Zeit, sich zu verstecken. Manchmal lässt Gott zu, dass die »Ratten« sichtbar werden. Das tut er aber nicht, um uns in den Boden zu stampfen, sondern damit wir erkennen, was in uns schlummert. Menschen mögen uns fortan verachten; aber Gott wartet nur darauf, dass wir mit ihm darüber reden. Er vergibt uns, wenn wir ihn ehrlich darum bitten, auch die größte Schufterei. Dafür ist der Herr Jesus Christus am Kreuz gestorben. Dann kommt zwar kein Ablasszettel vom Himmel geflattert. Das ist aber auch nicht nötig; denn in der Bibel hat Gott sein Wort gegeben, Sündern ihre Schuld zu vergeben. Diese Vergebung haben auch glaubende Menschen immer wieder nötig; denn solange wir auf dieser Erde leben, haben wir es mit den »Ratten im Keller« zu tun.
Hermann Grabe