Da saß sie nun im Fernsehstudio, die seriöse alte Dame und beklagte, dass sie durch falsche Beratung eines bekannten Bankinstitutes nun fast alles verloren habe. Sie sei unfair behandelt worden. Dabei hätte sie doch seinerzeit klargestellt, dass es sich bei der Anlagesumme um ihre Altersversorgung handele. Ob man ihr denn nicht das höhere Risiko erklärt habe, das mit den sehr hohen versprochenen Zinsen zusammenhing?, wurde sie gefragt. Doch, das schon, aber es sollte sich doch auch lohnen!
Da saßen wir nun als Zuschauer – voller Mitleid. Die arme Frau! Wie unfair! Schlechte Beratung – für den korrekten Bankmitarbeiter die Höchststrafe. Inzwischen ist es üblich, dass auch von Bankgesprächen Protokolle über die Beratung erstellt und von beiden Seiten unterzeichnet werden. Fairness wird angestrebt.
Schon Johannes der Täufer in der Bibel wurde nach fairem Verhalten im Berufsleben gefragt. Die Zolleinnehmer – als Berufsgruppe bekannt für unfaire Geschäftspraktiken – fragten ihn, wie sie sich denn verhalten sollten. Johannes antwortete: »Nehmt keine höhere Gebühr als die vorgeschriebene« (Lukas 3,13). Wie weise und einfach ist dieser Tipp. Schließlich waren auch die Soldaten unruhig unter der Botschaft von Johannes und stellten ebenfalls die Frage, wie sie denn ihren Beruf korrekt ausüben könnten. Johannes gab in zeitloser Klarheit eine dreifache Antwort: »Tut niemand von den Zivilisten Gewalt an. Klagt niemand falsch an. Begnügt euch mit eurem Sold« (Lukas 3,14).
Die Vorstellungen der Bibel sind ausgesprochen fair. Gott gibt uns universelle Regeln, die niemanden benachteiligen. Das sollte auch uns im täglichen Umgang mit unseren Mitmenschen leiten. Klaus Spieker