Auf dem Weg zum Gottesdienst überholte ich neulich einen Bekannten aus unserer Gemeinde. Er fuhr bis zum Gemeindehaus hinter mir her. Nachdem wir geparkt hatten, sprach er mich auf meinen Fahrstil an: Ich sei zu schnell gefahren, hätte nicht geblinkt und dann noch eine Kurve geschnitten. Um es kurz zu machen, er hatte recht. Sicher, ich war nur ein bisschen zu schnell gewesen, und als ich ohne zu blinken abbog und die Kurve schnitt, war niemand in der Nähe, den ich gefährdet hätte. Aber ich habe mich tatsächlich nicht an die Regeln gehalten. Obwohl die Kritik also berechtigt war (oder vielleicht gerade deswegen), regte sich in mir sofort Widerstand. Wer gab meinem Bekannten eigentlich das Recht, meinen Fahrstil zu kritisieren? Immerhin fahre ich seit Jahren unfallfrei. Es ist doch, wie der Rheinländer sagt, noch immer alles »jot jejange«.
Allerdings musste ich mir eingestehen, dass das kein Maßstab sein kann. Dass etwas »gut läuft«, obwohl es verboten ist, macht ein Verhalten nicht richtiger. Wenn tatsächlich einmal ein Unfall geschieht, weil ich mich nicht an die Verkehrsregeln halte, kann ich mich auch nicht darauf berufen, dass bei gleichem Fehlverhalten sonst nie etwas passiert ist. Doch so unachtsam und selbstherrlich, wie viele (ich manchmal auch) mit den Verkehrsregeln umgehen, gehen Menschen auch oft mit den Geboten Gottes um. Wenn Gott z.B. Regeln für Ehe und Sexualität aufstellt, hält man sich daran genauso wenig wie an Geschwindigkeitsbegrenzungen. Und wehe, wenn Kritik kommt. Man kommt doch gut zurecht, mit seiner Art zu leben! Und es ist ja irgendwie noch immer alles gut gegangen! Aber das wird Gott nicht gelten lassen, auf keinen Fall! Markus Majonica