Felix, das heißt »der Glückliche«, war wirklich ein Glückspilz, der sich vom Sklaven bis zum Stellvertreter des Kaisers hochgearbeitet hatte. Er hatte seiner jüdischen Frau von dem interessanten Gefangenen erzählt, der im staatlichen Gefängnis saß. Beide waren ziemlich neugierig auf ihn und ließen Paulus rufen, weil sie schon viel von der neuen »Sekte«, den Christen, gehört hatten. Paulus nahm wie überall gern die Gelegenheit wahr, von seinem Glauben zu erzählen. Felix hatte sicher eine theologische Vorlesung über den neuen Glauben erwartet, zu der er dann seine eigene Meinung beisteuern konnte, die ihn aber persönlich nicht berührte. Nun aber sprach Paulus von Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und dem kommenden Gericht, und zwar so, wie er es überall machte. Sein größter Herzenswunsch war nämlich, dass er viele Menschen von der notwendigen Umkehr zu Gott überzeugte. Diese gute Botschaft von Gottes Gnade war ja sein großer Auftrag.
Felix und seiner Frau wurde dabei zunehmend unwohl zumute; denn in seinem Leben spielten Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit eine sehr untergeordnete Rolle. Um so schnell wie er die Karriereleiter emporzuklettern, brauchte man andere Eigenschaften als Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit. Da waren List und Durchsetzungsvermögen gefragt. Da durfte man nicht zimperlich sein.
Paulus aber ging noch weiter. Er stellte diesem Emporkömmling auch noch das göttliche Endgericht über alles menschliche Treiben vor Augen. Das war des Guten zu viel. Felix schloss die Sitzung und verschob sie auf später. Doch schon bald wurde er abgelöst, und wir hören nichts mehr über ihn. Wie viele Menschen haben es so gemacht und deshalb die Umkehr für immer verpasst. Daniel Zach