Kurz vor ihrem fünfzigsten Geburtstag verkündet Mary ihren erwachsenen drei Kindern: »Ab sofort will ich meinen Geburtstag nicht mehr feiern. Ihr braucht mir keine Geschenke mehr zu schicken.« Nach anfänglichem Protest beugen sie sich ihrem Wunsch. Als es an ihrem 50. Geburtstag an der Tür klingelt, ist sie daher überrascht: Vor ihr steht eine Floristin, die ihr einen wunderschönen Blumenstrauß überreicht, auf dem Absatz kehrtmacht und dann zum Lieferwagen zurückeilt. Von dort aus blickt sie ihre Kundin noch einmal traurig an. Verdutzt öffnet Mary die Glückwunschkarte, die an dem Strauß hängt. Auf der steht: »Für Mama: Mit viel Liebe, zu deinem allerletzten Geburtstag!« (nach: Inglis Sims, Mary, in: Reader's Digest, Oktober 1995).
Jeder von uns wird einmal seinen »allerletzten Geburtstag« feiern. Viele verdrängen diese Tatsache. Doch das Nachdenken über die Endlichkeit des Lebens kann uns »klug werden« lassen. Ob wir nun 15, 50 oder 85 Jahre alt sind: Aus der Sicht Gottes ist unsere Lebenszeit wie »ein Dunst, der eine kleine Zeit sichtbar ist; danach aber verschwindet er« (Jakobus 4,14).
Der israelische Satiriker Ephraim Kishon (1924–2005) sagte einmal: »Ich fühle mich nicht alt, weil ich so viele Jahre hinter mir habe, sondern weil nur noch so wenige vor mir liegen.« Wer sich darüber im Klaren ist, dass seine Zeit beschränkt ist, wird sorgsam mit ihr haushalten. Für unseren Alltag kann das bedeuten: »Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft« (Prediger 9,10). Und im Blick auf die Ewigkeit: »Mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen« (Amos 4,12). Solange wir leben, haben wir noch Gelegenheit dazu.
Peter Güthler