... bis du erkennst, dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will.
Daniel 4,22
Wir hatten Ferien und waren unterwegs, um Verwandte zu besuchen. Kurz vor einer Kurve kam uns in rasender Fahrt ein Auto entgegen, das einfach geradeaus fuhr, über die Leitplanke flog und im Abgrund verschwand. Der Wagen wurde durch einige Bäume abgebremst und stand unten scheinbar ziemlich heil auf seinen vier Rädern. Dann kam der Fahrer über die Leitplanke geklettert. Er blutete ein wenig und weinte. Als ich sagte, er könne eigentlich froh sein, dass er noch lebe, sagte er: »Ja, aber das Auto habe ich mir nur ausgeliehen. Was mache ich jetzt?«
Man hätte lieblos antworten können, dass er sich das ein paar Minuten vorher hätte klarmachen sollen. Dann wäre ihm das Unglück nicht passiert. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, einen Menschen, der ins Unglück gestürzt ist, noch tiefer in die Tonne zu treten. Stattdessen sollten wir uns selbst klarmachen, dass nicht nur ein Auto des Onkels eine Leihgabe ist, sondern ebenso alles, was wir sind und haben. Alles sind göttliche Leihgaben, mit denen wir im Sinne des Verleihers arbeiten sollen, weil wir alle einmal darüber Rechenschaft geben müssen, was wir aus und mit diesen Leihgaben gemacht haben.
In den beiden Geschichten von den geliehenen Talenten und den Pfunden (siehe die Bibellese) wird uns das sehr deutlich gesagt. Da spielt es auch keine Rolle, ob wir an die Bibel glauben oder nicht, genauso wenig, wie es darauf ankommt, was der arme Autofahrer dazu sagt. Es wird gelten, was der Onkel entscheidet. Und so wird auch gelten, was Gott gesagt hat. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass auch ein reicher Onkel nur über begrenzte Mittel verfügt, während Gott unendlich reich ist und alles Versäumnis herzlich gern vergibt, wenn wir ihn ehrlich darum bitten.
Hermann Grabe