Aus eigener Erfahrung kann ich mir leider gut vorstellen, was dem Petrus schon nach wenigen sicheren Tritten auf dem Wasser durch den Kopf geschossen ist. Er fühlte ja die bewundernden und auch die neidischen Blicke seiner Kameraden im Rücken. »Ja, das hätten Johannes und Jakobus nie fertig gekriegt!« Oder: »Na klar, ich bin eben was Besonderes.« Und so wandte sich sein Blick immer deutlicher von seinem Herrn ab, hin zu sich selbst. Weil Christus die Wahrheit selbst ist, kann er solche Torheiten in seinem Dienst nicht dulden; denn dadurch werden die Tatsachen einfach auf den Kopf gestellt. So ließ er ihn sehen, wer der wirkliche Gegner der Glaubenden ist. Es heißt: »Als er den starken Wind sah ...«, und anfangs haben wir in dem Wind die unsichtbare Kraft gesehen, die uns die Schwierigkeiten wie große Wellen entgegenwirft. Sofort verließ den Petrus fast aller Glaubensmut, und er begann zu sinken. Es reichte gerade noch: »Herr, rette mich!« zu rufen, da war es schon geschehen.
Und wieder sehen wir die herablassende Freundlichkeit und Fürsorge des großen Meisters. Er war »sogleich« zur Stelle und ergriff die aus dem Wasser ragende Hand des Versinkenden. Eigentlich konnte Petrus schwimmen - so berichtet uns später Johannes - aber in diesem Fall waren ihm alle eigenen Hilfsmittel abhandengekommen. Das werden wir in solchen Fällen auch erleben. Der Herr nannte ihn einen Kleingläubigen und fragte ihn, warum er gezweifelt hatte. Darauf musste Petrus eine Antwort finden. Hoffentlich ist ihm klar geworden, dass er den Blick von seinem Herrn weg auf sich und seine Bedeutsamkeit gerichtet hatte. Das ist auch bei uns immer der Grund unseres Versagens.
Hermann Grabe