Dies Wort des weisen Salomo, alles habe seine Zeit, trifft auf nichts vorbehaltloser zu, als auf die kindlichen Entwicklungsphasen. Nachdem die Kinder während der ersten beiden Schuljahre in die Länge geschossen sind, erleben sie während des 3., 4. und 5. Schuljahres die ausgeglichenste Zeit ihrer Entwicklung. Ihre Sinne sind nach außen gekehrt und nehmen alles leicht und gern auf, was man ihnen anbietet, auch eigentlich Uninteressantes, wie Vokabeln und das 1x1. Niemals wieder lernen sie so schnell und behalten es so leicht wie jetzt. Danach, mit dem Einsetzen der Pubertät, wenn sich die Horizonte weiten und die Sinne mit aller Macht auf die diffusen Empfindungen des werdenden Erwachsenen gerichtet sind, fällt das Lernen viel schwerer.
Eltern, die dann mit Druck versuchen – vielleicht aus Prestigegründen – Versäumtes nachzuholen, programmieren den Familienärger vor.
Nein, alles hat seine Zeit. – Für christliche Eltern ist diese Zeit zwischen 8 und 11 Jahren auch die beste Gelegenheit, sich abends an den Bettrand zu setzen, Lieder zu singen und gemeinsam mit ihren Kindern Sprüche zu lernen. Biblische Geschichten, zu dieser Zeit erzählt, werden die Kinder nie wieder vergessen, besonders, wenn sie den Eltern selbst bedeutungsvoll sind. Man sollte die Geschichten allerdings gut kennen, sonst wird man bald bei einer Wiederholung korrigiert: »Du hast aber das letztemal gesagt …!«
Welch ein Segen wird daraus den Kindern erwachsen, und die Eltern erleben auf diese Weise sehr intensiv die schönste Zeit mit ihren Kindern. – Alles hat seine bestimmte Zeit!
Hermann Grabe