»Steht das wirklich da?«, fragten die Kinder, als ich bei der Familienandacht den Bibelvers vorlas und nach »fett« vor Überraschung innehielt. Wie deutlich kann die Sprache der Bibel sein, selbst wenn man oft über solche Stellen hinwegliest. Hier spricht sie die häufigste Zivilisationskrankheit der westlichen Welt an: das Übergewicht! Die klaren Worte der Bibel lösten ein lebhaftes Gespräch im Familienkreis aus. Jeder überschlug seinen Körpermaßindex, und ich musste der Bibel recht geben: Mir geht es gut, so gut, dass mein Gewicht leicht über dem Normalgewicht liegt. Präadipositas, beginnende Fettleibigkeit als Folge von gutem Essen in Verbindung mit überwiegend sitzender Tätigkeit.
Über das nächste Essen machen wir uns keine Gedanken. Diese und viele andere Annehmlichkeiten bringt unser in mehreren Generationen gewachsener Wohlstand mit sich. Doch über dem Guten vergisst der Mensch sehr schnell, wem er all das Gute verdankt. Hat er genug zu essen, ist er gesund und besitzt ein warmes Heim, glaubt er, sein Leben fest im Griff zu haben. Wenn er alles hat, für was braucht er da Gott? Aber dann setzt sich der in der Bibel so oft beschriebene Prozess in Gang: Der Niedergang des Wohlstandes ist damit eingeläutet, die (Wirtschafts-)Krise vorprogrammiert. Sitzen wir dann gesundheitlich, wirtschaftlich, moralisch oder beziehungsmäßig im Elend, dann sollten wir darüber nachdenken.
Zum Glück gibt es aber auch das folgende Bibelwort: »Zur Zeit ihrer Bedrängnis schrien sie zu dir, und du hörtest vom Himmel her« (Nehemia 9,27). Spätestens dann sollten wir uns reuevoll an den wenden, den wir bisher verachtet hatten, der aber Rettung und Hilfe für uns bereithält.
Gerhard Kimmich