Der Buddhismus, besonders in seiner tibetischen Spielart, dem Lamaismus, wirkt auf viele Leute heute sehr anziehend. Nachdenklichen Menschen ist krasser Materialismus genauso unerträglich wie ein Christentum, das keinerlei Weisung mehr bietet und bei dem alles gleich gültig, also gleichgültig, ist. Sie suchen nach »höheren Werten« als sie in der völligen Beliebigkeit ringsumher finden.
»Dürstendes Begehren ist allen Leides Kern«, sagte Buddha, um 560 v.Chr. in Nepal als Sohn eines Kleinfürsten geboren. Wäre es nicht schön, wie ein buddhistischer Mönch frei zu werden von irdischen Begierden nach Lust , die doch am Ende mehr Herzeleid als Freude bringt, und vom Besitzstreben, durch das einer des anderen Feind wird? Muss das nicht der Weg zu dauernder Zufriedenheit und zur Aussöhnung mit den Mitmenschen und der ganzen Schöpfung sein? Der Weg dahin, so sagte Buddha, ist die Versenkung in sich selbst, das völlige Ausschalten aller bösen Einflüsse bis hin zum Zustand endgültigen Erlöschens, in den man eingeht, das so genannte Nirwana.
Viele haben so versucht, zu einem höheren, besseren Leben zu gelangen, bis sie feststellten, dass das Böse in ihnen selbst steckt, genau wie es die Bibel in unserem Tagesspruch sagt. Wenn man das zuerst vor sich selbst und dann vor Gott eingesteht, vergibt er uns alle Schuld und hilft uns zu einem Leben, das ihm und unseren Nächsten wohlgefällt, wenn wir uns nicht in uns, sondern in ihm und in seine Vorstellungen vom Leben versenken, wie Gerhard Terstegen sagt: »Ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.«
Hermann Grabe