Die Mäuse erregten sich über die neue Katze im Haus. Wie konnten sie sich nur schnell genug vor ihr warnen? Das Schlimmste war, dass der Feind auf so leisen Zehen schlich. Da hatte eine junge Maus den guten Gedanken: »Man muss der Katze einfach eine Schelle umhängen!« Gut gesagt, aber wer könnte das tun?
Geht es uns Menschen mit dem Teufel nicht auch so? Jeder weiß, was man Gutes tun müsste; aber im konkreten Fall wird man doch vom Bösen überrumpelt. Sogar in Goethes »Faust« steht: »Das Völkchen spürt den Teufel nie, und wenn er sie am Kragen hätte.«
So haben die Leute manche Methode entwickelt, »der Katze eine Schelle umzuhängen«. Aber in der Praxis versagten alle Methoden. Seit der Zeit der »Aufklärung« hoffen die Menschen von ihrer Vernunft, sie werde Wege finden, das Böse in der Welt zu überwinden. Aber die Kriege sind seither stets nur blutiger geworden, und der Unterschied zwischen Armen und Reichen klafft immer weiter auseinander. Der Teufel ist immer schlauer, schneller und mächtiger als wir Menschen gewesen.
Gott hat das nutzlose Bemühen der Menschen angesehen, und als niemand mehr trotz aller Großsprecherei auf Eigenhilfe rechnen durfte, sandte Gott seinen Sohn. Ihn hat er für uns alle die Sündenschuld tragen lassen, ja, »er hat ihn für uns zur Sünde gemacht«, wie unser Spruch sagt. Wer sich darauf verlässt, bekommt Gottes Gerechtigkeit geschenkt, ja, er wird »Gottes Gerechtigkeit« selbst. Dies großartige Angebot gilt jedem, der nur aufrichtig sein Unvermögen eingesteht, selbst gut zu werden. Glauben wir das, können wir auch mit den nutzlosen Versuchen aufhören, von uns aus »der Katz' die Schelle umzuhängen«.
Hermann Grabe