Esel gelten als dumm, störrisch und ungeschickt. Doch bis heute sind sie im Vorderen Orient Lasten- und Menschenträger. Denn Esel sind auch geduldig, sanftmütig und ziemlich genügsam. Aber nicht allein aus diesem Grund hat sich Jesus ein Eselsfüllen bei seinem Einzug in Jerusalem als Reittier gewählt. Dies Tier steht nämlich in starkem Kontrast zu den Prachtpferden weltlicher Herrscher und es macht am besten deutlich, in welchem Charakter der Sohn Gottes in die Hauptstadt seines Volkes einzog. Er wollte den Menschen zu ihrem ewigen Heil dienen, bevor er seinen Herrschaftsanspruch geltend machte.
Könige und Staatsoberhäupter erkennt man schon an ihrem prunkvollen Äußeren und den großen Vorbereitungen für ihre Empfänge. Fahnengeschmückte Straßen, rote Teppiche, Sicherheitsbeamte, Ehrenkompanien und Blasmusik. Je mächtiger der König, desto prächtiger der Empfang. Das hat sich bis heute nicht geändert. Aber bei Jesus ist alles ganz anders. Er sagte: »Nehmt meine Herrschaft an und lernt von mir. Ich komme ohne Überheblichkeit und bin von Herzen demütig. Bei mir findet ihr, was dem Leben Sinn und Ruhe gibt.« Er verzichtete auf Prunk und Pomp, begnügte sich mit dem Eselsfüllen und schreckte später auch vor Spott und Schmach nicht zurück, weil er für unsere Sünde sterben wollte.
Friedrich Nietzsche hat in seiner »Eselslitanei« Beten und jede christliche Frömmigkeit als naiv und töricht verspottet. Für ihn – wie leider auch viele andere – war und blieb das Evangelium eine Torheit. Aber wer dem Evangelium glaubt, dem wird gewahr, dass darin um keine »Eselei« geht, sondern um Gottes wunderbaren Plan zur Rettung der Menschheit. Karl-Heinz Gries