»Warum springst du denn nicht endlich rein?«, schrien die Badegäste verzweifelt den Rettungsschwimmer an, während draußen einer laut um Hilfe rief und mit den Wellen kämpfte. Der Helfer aber sagte gar nichts und tat auch nichts, sondern blickte nur unverwandt auf den Ertrinkenden. Erst, als der zu kämpfen aufgab und unterzugehen drohte, sprang er ins Wasser und hatte den Armen bald ans Ufer gebracht.
Zur Erklärung sagte er anschließend: »Solange sich einer noch selbst retten will, kann ich nichts machen. Er muss erst ganz am Ende sein, dann kann ich ihm helfen.«
Das gilt nicht nur für den Rettungsschwimmer, sondern auch in Bezug auf unser Verhältnis zu Gott. Wenn wir noch meinen, uns durch eigene Anstrengungen selbst verbessern zu können, wird Gott nicht eingreifen. Solange wir noch Aktien in der »Alter-Adam-Verbesserungs-AG« haben, wird er einfach nichts tun; denn er unterstützt nicht unsere moralischen Klimmzüge, sondern will etwas ganz Neues aus uns machen, einen neuen Menschen.
Unser tiefster Kern ist grundsätzlich unverbesserlich. Wir mögen hier und da einige unangenehme Eigenschaften ablegen und klug genug sein, nicht zu zeigen, wie wir eigentlich sind, und vermeiden, in Fettnäpfchen zu treten; aber in Wirklichkeit und vor Gottes Augen bleibt alles beim Alten. Darum auch unser Tagesvers. Gott will allen, die es aufgeben, sich selbst verbessern zu wollen, ein neues Leben geben, das die Qualitäten hat, die bei Gott gefragt sind. Dieses neue Leben wächst leider oft recht langsam, und wir erleiden manchen Rückschlag; aber es ist die einzige Möglichkeit, Gott zu gefallen. Und darum geht es doch letztendlich.
Hermann Grabe