Vor einigen Jahren fand man in Israel die Leiche eines jüdischen Soldaten. Auf dem Toten lag eine Notiz, die er im Sterben wohl selbst verfasst haben musste: »Ich stehe an der Küste. Vor mir entfaltet eine Yacht ihre weißen Segel. Sie gleitet im Wind hinaus auf den Ozean. Irgendwann sehe ich sie nur noch als kleine weiße Wolke am Horizont. Da ruft jemand: ›Sie ist verschwunden!‹ Verschwunden? Nur aus meinem Blick. Sie ist noch genauso groß, wie sie war, als sie mich verlassen hat. Und in dem Moment, wo auch ich rufe: ›Sie ist fort!‹, wird an anderer Stelle gerufen: ›Da ist sie!‹«
Mit dem plötzlichen Tod ihres Bruders Lazarus konfrontiert schütteten seine Schwestern Martha und Maria ihren Kummer vor Jesus aus und bekannten ihm ihre Verzweiflung und Irritation. Seine damals trostvolle Antwort hat ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren: »Wer an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.« Es scheint ein Widerspruch in sich zu sein, wenn Jesus einem bereits Gestorbenen Leben und Unsterblichkeit attestiert. Doch dieser Widerspruch löst sich in der Person des gestorbenen und auferstandenen Christus selbst, »der den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat« (2. Timotheus 1,10). Wer als Erlöster in Christus stirbt, erlebt den Tod nur als Durchgangstor zum Leben in Ewigkeit. Er ist nur von hier fortgegangen und wird auf der anderen Seite freudig willkommen geheißen mit den Worten: »Da ist er. ›Gehe ein in die Freude deines Herrn‹« (Matthäus 25,21). Martin von der Mühlen