In der Bibel sind selbst einzelne Namen Gleichnisse. So ist Jerusalem die Stadt Davids, des Königs, und seines großen Nachfahren, des Messias. Sie ist aber auch der Ort, wo Gott wohnt und ein Bild für ganz Israel, für die Gemeinde und für den Himmel. Sie liegt »oben«, in rund 800m Höhe.
Jericho dagegen liegt 200m unter dem Meeresspiegel an der Flanke des tiefsten Trockengrabens der Erde, dessen Grund das Tote Meer ausfüllt. Es ist die Stadt, deren Wiederaufbau Gott verboten hatte. Man tat es trotzdem, und so ist Jericho ein Bild von der Welt, in der man nicht nach Gott fragt und jeder tut, was er für richtig hält. Man glaubt zwar vieles dort; aber es darf natürlich nicht in der Bibel stehen.
Wer von Jerusalem nach Jericho hinabgeht, ist also einem Menschen zu vergleichen, der sich von Gott immer weiter entfernt, um schließlich in gänzlicher Gottvergessenheit zu enden.
Wie viele Menschen sind auf dieser Abwärtsreise! Früher hat man vielleicht in einer christlichen Jugendgruppe mitgemacht oder sie sogar geleitet; aber dann kamen die Herausforderungen des Berufs und die Versuchung, möglichst schnell zu Geld zu kommen. Darum unterließ man immer mehr alles, was früher Bedeutung hatte. Der Gottesdienstbesuch wurde eingestellt - man muss ja mal ausschlafen -, das eigene Bibellesen und Beten hörte auf, und für Gemeindeaktivitäten hatte man schließlich auch keine Zeit mehr. So entfernt man sich immer weiter von »Jerusalem« und nähert sich »Jericho«. Auch wenn man es nicht gern zugibt, Gott spielt am Ende kaum noch eine Rolle im Leben, höchstens, wenn es einmal etwas stimmungsvoll werden soll.
Hermann Grabe