Wie mancher müsste sich in dem gestern beschriebenen Wanderer nach Jericho wiedererkennen! Aber Gott hat kein Interesse daran, dass irgendwer verloren geht. So sorgt er immer wieder, dass es zu einem »Halt« kommt. Wenn Predigten oder Vorhaltungen der Eltern nichts mehr nützen, ist Gott mit seinem Latein noch lange nicht am Ende. Er weiß wohl, wie er sein Vorhaben durchsetzen kann. Ihm stehen auch »Räuber« zu Diensten, die selber von ihm gar nichts wissen wollen.
So kann Gott schnell ein Unheil herbeirufen, das uns einfach am Weitergehen hindert. Unser armer - oder soll ich sagen: glücklicher - Wanderer war nach dem Überfall unfähig, seine Reise fortzusetzen. Im Originaltext steht, dass er sich den Räubern entgegengeworfen habe. Wir versuchen ja auch eine schwierige Situation mit unseren Mitteln zu meistern, um weiterhin unseren Willen durchsetzen zu können. Aber Gott hat eine ausreichend große Zahl an »Räubern«, so dass wir am Ende halbtot, ausgeraubt und nackt am Wege liegen bleiben.
Vielen hat Gott schon im Krankenhaus, im Gefängnis oder bei der Entziehungskur Zeit verschafft, über den eigenen Weg nachzudenken. Da fallen einem manche Predigten und auch die Tränen der Mutter ein. Da denkt man über seine Eigenwilligkeit und Dummheit und Schuld nach und kommt zu der heilsamen Einsicht, es ist Gottes Güte gewesen, die es so weit kommen ließ. Wie viele haben Gott schon für so hartes Eingreifen gedankt! Man kann sich das aber auch ersparen, wenn man vorher gehorsam wird. An Mahnungen hat es Gott bei niemand fehlen lassen.
Hermann Grabe