Die Freude über das Ende des Zweiten Weltkrieges ist im Jahr 1953 verblasst. Deutschland ist gegen seinen Willen geteilt worden. Aus Befreiern sind Besatzer geworden. Die Angst vor dem Kommunismus überschattet den Westen. Aber dort hat ein wirtschaftlicher Aufbruch begonnen. Die Westmächte wollen ein Bollwerk gegen den Kommunismus errichten und unterstützen den wirtschaftlichen Aufbau der Westzonen, in die nun viele Arbeiter aus der Ostzone fliehen. Die Unzufriedenheit dort wächst. Die Führung erwartet noch mehr Einsatz von den Arbeitern. Damit läuft das Fass über. Die Menschen legen ihre Arbeit nieder und protestieren gegen die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Sowjetische Panzer rollen heran und sind durch bloße Hände nicht aufzuhalten. Sie walzen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Über 100 Menschen sterben und mehrere 1000 werden verhaftet. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung machen sich breit.
Im Rückblick empfinden wir mit, was es bedeutet, wenn statt Freude und Aufwärtstrend, Ernüchterung und Niedergeschlagenheit die Oberhand gewinnt. Für die einen kommt das Wirtschaftswunder, für die anderen der Mangel eines von Starrsinn und Abwirtschaften geprägten Systems. Doch unser Tagesvers sagt uns, dass die »Wechselspiele des Lebens« auch ihren Nutzen haben, und er legt dabei das Gewicht sogar auf die Traurigkeit. Niedergeschlagenheit kann heilsam sein, wenn sie uns einsichtig macht, dass wir jemanden brauchen, der uns aufrichtet, an dem wir uns festhalten können. Denn auch, wenn es uns gut geht, brauchen wir einen Retter von unserer Sünde und Schuld. Nur begreifen wir das besser, wenn wir im Tal sind, statt auf der Höhe. Volker Koenig