Auf der Erde führen die Karriereleitern stets nach oben. Jeder will möglichst hoch hinaus, und dabei kann es ganz schön heftig zugehen. Mal schnell den Ellbogen raus, und schon fliegt ein Konkurrent von der Leiter, Pech gehabt, und weiter geht’s. Das ist natürlich sehr aufreibend, und je höher man kommt, umso einsamer wird man, denn man bekommt es schließlich nur noch mit versierten Kletterkünstlern zu tun, und die haben wenig Sinn fürs Kommunikative.
Ganz anders ist es in Gottes Reich, wie auch unser Tagesvers zeigt. Christen sollten wissen und danach handeln, dass sie mit allem, was sie sind und haben, ihrem Schöpfer gehören und sich auch völlig in seiner Hand befinden. Und doch wollen wir so gern selbstherrlich auftreten und uns selbst verwirklichen. Das ist seit Adams Zeiten unser Hauptfehler.
Durch Schwierigkeiten und eigenes Versagen will uns Gott zeigen, wie wenig wir selbst vermögen. Wenn wir das nicht von einem Mal zum anderen vergessen, so wachsen wir in der richtigen Erkenntnis, nämlich, dass wir ohne Gott nichts Gutes fertig bringen. Das macht uns demütig und lehrt uns Verständnis für den Kampf, den andere mit ihrem Ich auszufechten haben. Auch für das Selbstmitleid werden wir auf diese Weise immer unangreifbarer. Der Römerbrief nennt das: Wir werden Christus ähnlicher. Das ist eine Karriere, die auf dieser Welt nicht viel gilt, dafür aber bei Gott hoch im Kurs steht. Würden wir in dieser Weise wachsen, könnten wir auch anderen helfen oder, wie es in der Bergpredigt heißt, Licht und Salz in dieser Welt sein.
Hermann Grabe