Ironisch sagte mal jemand: »Eine Sache ist offensichtlich völlig gerecht verteilt. Das ist der gesunde Menschenverstand. Jeder meint, genügend davon erhalten zu haben.« Ja, es geht noch weiter: Fast alle Untersuchungen des menschlichen Verhaltens haben gezeigt, dass wir uns selbst für klüger, besser, tüchtiger und edler halten, als wir tatsächlich sind. Dies Phänomen bezeichnet man mit der in der Überschrift genannten Erscheinung.
Verhaltensforscher meinen, solch ein Verhalten brauchten wir, um uns in einer uns feindlich gesinnten Umwelt durchsetzen zu können oder um uns nicht von unserer eigenen Unvollkommenheit zu sehr beeindrucken zu lassen. Sie meinen, das sei ein Abwehrmechanismus, den wir nötig hätten, um zu überleben.
Die Bibel belehrt uns aber, dass ein solches Verhalten uns hindert, der Wahrheit über unsere Erlösungsbedürftigkeit ins Auge zu blicken. Gott, unser aller Schöpfer, sieht uns nicht durch die Lake-Wobegon-Brille. Er sieht uns so, wie wir sind. Und nun kommt es darauf an, wer am Ende das letzte Wort behält, Gott oder wir.
Wer auch nur vermutet, dass der Schöpfer größer sein muss als das Geschöpf, wird zu dem Schluss kommen müssen, dass Gott das letzte Wort haben wird. Sollten wir dann nicht wenigstens so klug sein, dass wir uns in seinem Licht betrachten? Und wenn wir dann Mängel feststellen, dürfen wir auf sein gnädiges Angebot der Sündenvergebung zurückkommen. Dann erst sind wir mit dem großen Gott im Einklang. Ich glaube kaum, dass irgendjemand meint, mit dem Lake-Wobegon-Effekt bei Gott Eindruck machen zu können. Bei ihm gilt nur sein eigener unbestechlicher Maßstab - aber auch seine vergebende Liebe.
Hermann Grabe