Ich kann mich gut erinnern, dass in den 1950er-Jahren der Müll in unserem Dorf noch mit Pferd und Wagen abgefahren wurde. Anfangs konnte der Müll des gesamten Dorfes mit einer einzigen Fuhre bewältigt werden. Mit dem steigenden Wohlstand in den »Wirtschaftswunderjahren« wuchs auch die Müllmenge. Heute würde der Pferdewagen nicht einmal den Müll von 10 Einfamilienhäusern fassen. Damals schliefen mein Bruder und ich in dem Bett unseres verstorbenen Opas – im gleichen Zimmer wie die Oma. Was war das für eine Freude, als jeder sein eigenes Bett bekam – doppelstöckige Betten, und das mit den anderen Geschwistern, alle zusammen in einem Zimmer.
Heute haben viele Kinder ein eigenes Zimmer mit Schreibtisch und eigenem Computer mit Internet-Zugang. Ein Leben ohne Handy oder Smartphone ist für sie fast undenkbar. Und es muss möglichst immer das neueste Modell sein. Der frühere Bundespräsident Johannes Rau (1931-2006) sagte einmal: »Ich habe Sorge, dass eine junge Generation heranwächst, die von allem den Preis und von nichts den Wert kennt.« Auch die älteren Generationen profitieren von vielen neuen technischen und medizinischen Möglichkeiten, aber sie haben dazu eine andere Beziehung.
Ob der Fortschritt immer so weitergeht? – Mit ziemlicher Sicherheit nicht! Kommt dann der Absturz? Gut, dass wir es nicht wissen!
Gefährlich wird es besonders dann, wenn wir über allem Wohlstand den Geber aller guten Gaben vergessen. Deshalb ist es gut, den Rat des weisen Königs Salomo zu befolgen: »Denke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugendzeit, bevor die Tage des Übels kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an ihnen!« (Prediger 12,1).
Günter Seibert