Wie seltsam, in Hagen sollte ich in einen Zug umsteigen, der bis nach Ostfriesland durchfährt, und doch war der Bahnhof hier für das, was ich von Hagen erwartete, sehr klein und menschenleer. War ich hier wirklich richtig, oder ...? Ach! Auf dem Schild stand nicht »Hagen«, sondern »Hagen-Haspe«, nur ein verschlafener Vorort von Hagen; mein Zug war an dem Abend der letzte gewesen, der nächste fuhr erst morgen früh. Aber irgendwo fand ich eine Telefonzelle, in meiner Tasche hatte ich ein Kärtchen mit der Telefonnummer eines bekannten Predigers, von dem ich wusste, dass er in Hagen wohnte.
Ich rief an, er war sofort dran, verstand meine Situation und sagte: »Ich komme.« Er war einige Minuten später bei mir, sauste mit mir zum Hauptbahnhof Hagen, packte mich in einen bereitstehenden Intercity, der meinen Bummelzug bis Münster überholen würde, in den ich da wieder steigen konnte, gab mir noch das Geld für den Mehrzuschlag in die Tasche, verabschiedete sich und – war schon wieder verschwunden.
In diesem eleganten Erste-Klasse-Zug saß ich nun allein mit einem vornehmen Mann aus Indien in einem Abteil. Nach einiger Zeit beugte sich der Mann nach vorne, um auf meiner zur Reisetasche umfunktionierten Schultasche einen roten Aufkleber zu studieren mit der Aufschrift: »Jesus kommt wieder – bist du bereit?« Dann sah er mich an und fragte: »What is the meaning of ›bereit‹?«, auf Deutsch: »Was heißt ›bereit‹«? Ich habe ihm erklärt, dass die Bibel von einem Wiederkommen von Jesus berichtet, um alle, die an ihn glauben, von dieser Erde weg in seinen wunderbaren Himmel zu holen – ehe diese Erde von fürchterlichen Gerichtsereignissen heimgesucht wird.
Bereit sein, wenn er kommt, heißt, an ihn zu glauben. Erwin Kramer