Spricht man von Martin Luther und der Reformation, muss auch der Name von Philipp Melanchthon (1497-1560) genannt werden. Er war 14 Jahre jünger als Luther und starb 14 Jahre nach dessen Tod. Der kleine, schmächtige, hochgelehrte Pfälzer, schon mit zwölf Jahren auf der Universität Heidelberg und mit 21 Lehrer für Griechisch und Hebräisch an der Universität Wittenberg, war von Anfang an der engste Mitarbeiter Luthers. Die reformatorischen Bekenntnisschriften hat er verfasst und in vielen Disputationen mit katholischen und calvinistischen Vertretern die evangelische Lehre verteidigt; das Wort Gottes galt ihm als unantastbar. Dabei war er von zartem Wesenszug, in seinen Reden behutsam und stets auf Frieden und Ausgleich bedacht, weshalb Luther ihn scherzhaft »Bruder Leisetritt« nannte, aber doch zugab: »Wo ich zu heftig wurde, hat er mir immer den Zügel gehalten und Frieden und Freundschaft nicht sinken lassen.« Die Organisation des Universitäts- und Schulwesens hat im 16. Jahrhundert keiner so intensiv gefördert wie er, so dass er den Ehrentitel »Praeceptor Germaniae« (= Lehrer Deutschlands) erhielt. Die Universität Marburg hat er gegründet. Den humanistischen Grundsatz »Ad fontes!« (= Zu den Quellen!) hat er auf die Bibel angewandt: »Wenn wir unseren Geist zu den Quellen lenken, so lernen wir Christus verstehen!« Heute vor 450 Jahren starb er.
Melanchthon wusste um das Ziel eines jeden Menschen in der Ewigkeit, und er glaubte der Bibel, dass Gott in seiner Liebe zu seinen Geschöpfen uns ewiges Glück in der Gemeinschaft mit ihm schenken will. Es kommt nur darauf an, dieses Geschenk anzunehmen. Gerhard Jordy