Manchmal behandeln Pop-Hits wichtige Fragen: »If I showed you my flaws, if I couldn't be strong, tell me honestly, would you still love me the same?«
»Wenn ich dir meine Fehler zeigte, wenn ich nicht stark sein könnte, sag mir ehrlich, würdest du mich immer noch genau so lieben?«
Der Sänger fragt sein Gegenüber, ob seine/ihre Liebe fortbesteht, auch wenn er/sie um die inneren Abgründe des Geliebten wüsste.
Vielleicht haben Sie sich diese Frage auch schon gestellt: Würden meine Frau, mein Mann, meine Kinder, meine Eltern mich immer noch genauso lieben, wenn sie wüssten, was in meinen Gedanken vorgeht? Wenn sie wüssten, was ich tue, wenn niemand zuschaut? Wenn meine mühevoll gezähmten Eigenschaften plötzlich durchbrechen?
Im Kern geht es um die Frage: Werde ich auch dann noch geliebt, wenn sich zeigt, dass ich nicht liebenswert bin? Hält der/die andere dann noch zu mir? Oder lässt man mich voller Enttäuschung fallen?
Die Frage nach der eigenen Liebenswürdigkeit projizieren viele auch auf die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Gott wird mich doch nur achten oder gar lieben können, wenn ich mich redlich bemühe, damit ich in seinen Augen zumindest ein bisschen liebenswert bin, oder nicht? Nein! Der Tagesvers macht deutlich, dass die Liebe – ohne Liebenswürdigkeit des Geliebten – von Gott ausgeht. Gott liebt, weil er sich entschieden hat, zu lieben. Und wenn Gottes Liebe allein auf seiner Entscheidung beruht, ist sie unabhängig von der Liebenswürdigkeit des Gegenübers. Ich muss mir seine Liebe nicht erarbeiten. Gott möchte, dass ich mich bewusst entscheide, seine Liebe als unverdientes Geschenk anzunehmen. Denn er vermag auch den am wenigsten liebenswerten Menschen der Welt zu lieben. Markus Majonica